25.11.2011
Das Ismaninger Geothermieprojekt, erst im März 2011 endgültig beschlossen, kommt immer mehr in Schwung – auch im Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger. Über 200 Interessierte waren der Einladung ins Bürgerhaus gefolgt, wo das Projekt in allen seinen Facetten erstmals der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Als „Heizen mit Kapital“ bezeichnete Bürgermeister Michael Sedlmair das Vorhaben, eine Fernwärmeversorgung aus Geothermie aufzubauen und damit einen Großteil des gemeindlichen Wärmebedarfs zu decken. Damit sei nicht gemeint, Geld zu verbrennen, sondern das genaue Gegenteil: Kapital klug zu investieren, um sowohl die eingesetzten Mittel wieder zurückzubekommen als auch eine umweltfreundliche und nachhaltige Wärmeversorgung für die Gemeindebürger zu schaffen. „Das Projekt ist langfristig wirtschaftlich und sowohl unsere Kinder als auch unsere Enkel werden davon profitieren“, so Sedlmair. Dass Energieversorgung in Gemeindehand auch moderate, stabile Preise bedeute, so der Bürgermeister, habe die Gemeinde mit der Gas- und Stromversorgung bereits bewiesen. Fernwärmegesellschaft in Gründung Geothermie-Projektleiter Andreas Hobmeier, zugleich Leiter der Rathaus-Verwaltung, skizzierte den bisherigen Weg zum Geothermieprojekt und gab einen Ausblick über die Planung für die nächsten Monate. Bereits im April kommenden Jahres, so Hobmeier, würden die Bohrarbeiten auf dem sogenannten Schafstadl-Gelände beginnen, daneben würden eine Reihe weiterer Voraussetzungen geschaffen, um das Geothermieprojekt zügig realisieren zu können. So werde derzeit die „Wärmeversorgung Ismaning (WVI)“ gegründet, die im organisatorischen Rahmen der Gemeindewerke als späterer Betreiber der Fernwärmeversorgung fungieren werde. Als zentrale Anlaufstelle für Interessenten und Kunden werde ein Gebäude in der Aschheimer Straße 10 als „Geothermie-Haus“ umfunktioniert, in dem auch der Vertrieb seinen Sitz haben wird. Zur Erklärung der wirtschaftlichen und technischen Details des Geothermieprojekts hatte die Gemeinde eine Reihe erfahrener Experten aus verschiedenen Beratungsunternehmen aufgeboten. Matthias Dax vom Münchner Geologie-Büro Erdwerk erläuterte die geologischen Verhältnisse im Raum Ismaning und die geplanten Tiefenbohrungen, die in bis zu 2.500 Metern Tiefe das ca. 80 Grad heiße Thermalwasser erschließen sollen. Bedenken, es könne durch die Bohrungen zu Erderschütterungen kommen, wusste Dax durch zahlreiche Beispiele anderer Geothermieprojekte ebenso auszuräumen wie die Befürchtung, die Bohrarbeiten könnten zu einer Lärmbelästigung in Wohngebieten führen. Günstige Anschlusskosten durch Rabatt und FörderungHarald Asum von der Augsburger Kanzlei GGSC referierte als Experte für wirtschaftliche Fragen. Er gab einen Überblick über die anstehenden Investitionen, die sich auf knapp 72 Millionen Euro belaufen würden. Der Großteil davon wird laut Asum bereits in den Jahren bis 2012 anfallen, den größten Brocken der Gesamtinvestitionen mache der Bau des Fernwärmenetzes mit knapp 41 Millionen Euro aus, die Bohrkosten schlügen mit über 18 Millionen zu Buche. Wesentlich kleinere Dimensionen hatte Asum beim Thema Hausanschlusskosten anzubieten. Die pauschalen Kosten für einen Standard-Hausanschluss mit 15 Kilowatt Leistung würden 7.140 Euro betragen, hierauf könne bei rechtzeitigem Vertragsabschluss jedoch ein Frühbucherrabatt von 50 Prozent erwirkt werden, so dass unter dem Strich 3.570 Euro übrig blieben. Mit einer in Aussicht stehenden Förderung der Hausanschlüsse durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sei es sogar möglich, für weniger als 2.000 Euro einen Fernwärmeanschluss zu erhalten, so Asum. Heißes Wasser ersetzt Gas und Öl Die Technik der Fernwärmeversorgung von der Bohrstelle bis in den Heizungskeller der Kunden erklärte Werner Seichter vom Ingenieurbüro IB NEWS aus Holzkirchen. Ein wesentlicher Vorteil des Fernwärmeanschlusses sei, dass keine Brennstoffe mehr im Haus verwendet werden müssten und Gas- oder Ölkessel durch eine relativ kleine Wärmeübergabestation ersetzt würden, in der nur noch heißes Wasser umlaufe. Diese Wärmeübergabestation, so Seichter, bleibe im Eigentum des Versorgers und würde auf dessen Kosten auch gewartet und bei Bedarf ersetzt, so dass Geothermiekunden künftig weder mit Kosten für den Unterhalt noch für eine Neuanschaffung der Heizanlage rechnen müssten. Seichter stellte auch die Grobplanung für den ersten Bauabschnitt des Fernwärmenetzes vor, das von der Bohrstelle her in drei Hauptrichtungen die Gemeinde erschließen und dabei auch die bereits bestehenden Wärmenetze integrieren werde. Jahr für Jahr werde das Netz dann um weitere Abschnitte ausgebaut, um möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern eine Zugang zur Geothermie anbieten zu können. In der Offensive will die Gemeinde auch mit der Informationspolitik bleiben. Dr. Norbert Baumgärtner, im Projekt verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, kündigte an, dass bereits im Frühjahr 2012 ein weiterer öffentlicher Informationsabend stattfinden werde, weitere würden im Zuges des Projektfortschritts folgen. Außerdem werde bereits Anfang Dezember eine Internetseite zum Geothermieprojekt freigeschaltet, mit der die Bürgerinnen und Bürger dann „fortlaufend, transparent und aktuell“ über das Geothermieprojekt informiert würden. Gemeinde Ismaning Text: Dr. Norbert Baumgärtner